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Gespielt: The Walking Dead

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Titel: The Walking Dead (Season 1)
Entwickler: Telltale Games (USA)
Jahr: 2012
Genre: Point-and-Click Horror-Adventure (3D)
Spielzeit: ca. 20 Stunden
Persönliche Wertung: Star-full-iconStar-full-iconStar-full-iconStar-full-iconStar-full-icon

.::Worum geht es?
Anders, als es der Titel erahnen lassen würde, ist dieses Spiel keine Umsetzung der TV-Serie oder des Comics. Es handelt sich dabei um eine komplett eigenständige Geschichte, die jedoch in der selben zombieapokalyptischen Welt spielt und auch Berührungspunkte mit Charakteren und Handlungssträngen der zuvor genannten Adaptionen aufweist. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Lee, der sich an Tag 1 des Zombieausbruchs auf den Weg zum Antritt einer Gefängnisstrafe befindet, als der Transporter einen Walker rammt und verunglückt. Lee gelingt im letzten Moment zu Fuß die Flucht in eine kleine Siedlung, die jedoch ebenfalls komplett von den Untoten überrannt zu sein scheint. Dort findet er die kleine achtjährige Clementine, die von ihren Eltern alleine zuhause zurückgelassen wurde. Lee nimmt sich des Mädchens an und macht sich zusammen mit ihr auf den Weg, um irgendwo in dieser Dystopie einen sicheren Ort zu finden.

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.::Spielprinzip
The Walking Dead ist zwar ein Point-and-Click Adventure, unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten stark von anderen Spielen des Genres. Der Fokus des Spiels, welches serienartig in 5 Episoden aufgeteilt ist, liegt nicht auf dem Lösen von Rätseln, sondern auf der Geschichte, den Charakteren und deren Beziehung untereinander. Der Spieler beeinflusst mit jeder seiner Entscheidungen den Verlauf der Handlung, sodass das Ganze starke Anklänge einer Visual Novel hat.
Jede getroffene Entscheidung hat Konsequenzen, die teilweise über Leben und Tod entscheiden, und man hat immer nur einen sehr begrenzten Zeitrahmen, um diese Entscheidungen zu fällen. Die Actionszenen, in denen man sich gegen Zombies oder andere Menschen wehren muss, erfordern eine schnelle Reaktionszeit, in der man eine Reihe von Kommandos ausführen muss – Versagen bedeutet den Tod der Figur.

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.::Grafik und Sprachausgabe
Ich muss zugeben, die Grafik ist nicht ganz mein Ding, da sie eine ungewöhnliche Mischung aus 3D und comicartigen 2D-Texturen mit harten Linien darstellt, die sich an den Comic anlehnen soll. Dadurch wirken die Figuren manchmal ein wenig plump, aber man gewöhnt sich daran. Positiv muss ich ganz klar die Vielfalt an verschiedenen, realitätsnahen Figurentypen herausstellen – da hat man sich wirklich ausgesprochen viel Mühe gegeben, was aber auch kein Wunder ist, da das Spiel von seinen Figuren lebt und darauf abzielt, dass man mit diesen bondet oder in irgendeiner anderen Form starke Gefühle für sie entwickelt. Die Landschaften und Städtekulissen sind allesamt großartig gestaltet und entfalten eine bedrückende, dystopische Wirkung.

Zur deutschen Übersetzung muss ich mal wieder sagen: Shame on you. Ich dachte eigentlich, peinliche Übersetzungsfehler und krude Satzbauten wären ein Problem der kleinen Spiele, für die wenig Budget zur Verfügung gestellt wird. Aber Walking Dead? Das preisgekrönte Spiel mit dem mächtigen Franchise und der fetten Fanbase dahinter? Sind professionelle Übersetzer denn solche Mangelware? Lange Rede, kurzer Sinn – wer kann, dem empfehle ich, die Texte auf englisch umzustellen, denn das ist eigentlich die einzige große Schwäche des Spiels.

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.::Meine Meinung
Ich bin die Art von Person, die Silent Hill nicht länger als eine Stunde ertragen konnte und sich nach mancher Supernatural-Folge nicht mehr alleine aus dem Zimmer traut. Dementsprechend habe ich sehr lange gezögert, Walking Dead zu beginnen, nachdem ich es irgendwann letztes Jahr geschenkt bekommen hatte. Tatsache ist aber: Das Spiel ist weder ein Splatter-Action-Shooter, noch setzt es auf billige Schockeffekte. Man ist kein Killer mit einer scharfen Waffe, sondern ein ganz gewöhnlicher Typ, der nicht nur um sein eigenes Überleben ringt, sondern eine Rolle in verschiedenen Gruppendynamiken einnimmt, Verantwortung trägt und sich mit Angst, Hunger und Ungewissheit herumschlägt. Kurz: Man merkt schnell, dass jede eigene Handlung Konsequenzen hat und beginnt daher unweigerlich, emotional in das Geschehen einzusteigen. Das kann bei einem Spiel, in dem es um eine Zombie-Apokalypse geht, natürlich auch verdammt wehtun. Das Spiel erspart einem an dieser Stelle auch wirklich nichts – wenn ich also entscheide, dass ich für das Wohl der Gruppe einem infizierten Freund in den Kopf schießen muss, dann wird mir das auch so gezeigt. Keine Zensur, keine eleganten Ausblendungen.

Ich glaube, ich war noch nie zuvor so wütend auf ein Spiel, wie ich es manchmal bei Walking Dead war. Wütend und frustriert über die Ungerechtigkeiten, traurig über den Verlust liebgewonnener Figuren und geschockt über die nüchterne, kompromisslose Brutalität dieser neuen Welt, wie das Spiel sie darstellt. Und, um ehrlich zu sein – genau das war es, was mir so gut an Walking Dead gefallen hat. Ich meine, wie oft kommt es heutzutage noch vor, dass man so mit einem Spiel mitfühlt, dass man den Bildschirm regelrecht anschreit und zur Taschentuchpackung greift? Ich wünsche mir in jedem Fall mehr solcher Spiele und freue mich schon sehr auf Teil 2 von Walking Dead, der vor kurzem erschienen ist.

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