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Gedanken

Essay: Wish Fulfillment vs Escapism in Fiction

Escapism_by_raunOder auch: Welchen Zweck erfüllen selbsterschaffene, fiktionale Charaktere im Hinblick auf das Selbstbild des Autoren?
(Achtung, lang und pseudowissenschaftlich.)

Einleitung
Wie viel vom Autor selbst steckt eigentlich in den von ihm erfundenen Charakteren? – Dies ist eine Frage, die im Bezug auf Literatur immer wieder gestellt wird. Gerade in Zeiten, in denen Erotikromane für Frauen ihren großen Aufschwung erleben, herrscht unter Lesern häufig eine gewisse Skepsis, was die Verbindung des Autors mit seinen Protagnisten angeht. Ist es nicht eigentlich die Autorin, die auf BDSM steht und in dem Buch ihre Erfahrungen und Vorlieben verarbeitet? Dient der Protagonist in Buch X nicht einfach nur als Surrogate des Autoren, um dessen schwierige Beziehung zu seiner Mutter zu verarbeiten? Hat die Autorin von Buch Y nicht einfach nur eine idealisierte Version von sich selbst in die Handlung gesetzt, um ihr kleines Ego und ihre fehlerbehaftete Persönlichkeit  im realen Leben zu kompensieren?

Es ist bereits viel und häufig über die Identifikation von Lesern mit fiktionalen Charakteren geschrieben worden. Wie es allerdings mit dem Verhältnis des Erschaffers zu seinen Protagonisten aussieht, ist zu einem großen Teil für Außenstehende recht schwer einzuschätzen, da die tatsächlichen, konkreten Motive des Urhebers (sofern er sich nicht in Form von Interviews oder ähnlichem selbst erklärt) häufig im Dunkeln liegen. Ich möchte allerdings in meinem Text auf zwei wichtige Konzepte der Identifikationstheorie im Zusammenhang mit Fiktion eingehen, die sich sowohl auf die Leser- als auch auf die Autoren-Seite anwenden lassen.

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