Momentan befinde ich mich in einer Art Midlife-Crisis. Denke ich. Wobei ich natürlich hoffe, dass mit 26 die Hälfte meines Lebens noch nicht ganz um ist, aber es geht um das Prinzip: Das allseits bekannte Gefühl, dass sich demnächst einiges im Leben ändern könnte und die Gefühle mit einem Pingpong spielen. Inklusive verrückter Grübeleien.
Gestern war ich in einer der größeren Städte in NRW, um mich einem weiteren Eignungstest zu unterziehen, ebenso wie geschätzt dreißig andere junge Leute. Und meine Güte, die waren wirklich jung! Ich hatte mich nach meiner Ankunft einer Gruppe von Mädels und Jungs angeschlossen, die zusammensaß und quatschte und es war auch alles sehr nett. Und dann fragte mich jemand: „Und du? Warst du heute morgen auch noch in der Schule oder hast du dich beurlauben lassen?“ Ja, das waren tatsächlich zu 99% angehende Abiturienten im Durchschnittsalter von süßen 18 Jahren, die sich einfach mal irgendwo auf Geratewohl beworben haben, aber so ziemlich alle die Einstellung vertraten, dass es ja nicht so schlimm wäre, wenn es an diesem Tag und in dieser Behörde nicht klappen würde. Sie könnten ja schließlich immer noch studieren gehen. Oder ein FSJ machen.
Einerseits: Schön für sie. Sie waren ja auch alle sehr nett, aber man merkte schon, dass wir einfach mit komplett anderer Einstellung an das Ganze herangegangen sind. Einer sagte etwas ungläubig zu mir, nachdem ich offenbart hatte, dass ich mich abgesehen von dieser Stadt noch in etwa 25 anderen Städten beworben habe: „Wow, das muss dann ja echt dein Traumjob sein.“ Nunja. Ja. Ich bin dort gewesen, weil ich diesen Beruf wirklich machen möchte. Aber auch, weil bereits viele meiner Zukunftsträume geplatzt sind und mir langsam die Alternativen ausgehen. Weil ich langsam eine echte Richtung in mein Leben bringen will, ohne von einem Ziel zum nächsten zu flattern und enttäuscht zu werden. Aber wie soll man das einem Abiturienten erklären, der noch komplett unvoreingenommen ist und alle Möglichkeiten offen hat? Jedenfalls kam ich mir da für einen Moment irgendwie alt vor. Und nicht im positiven Sinn.
Auf der Fahrt zurück begegnete mir in der Stadtbahn eine Gruppe junger Mädels, ebenfalls Schülerinnen, die sich hübsch gemacht hatten und auf dem Weg zu einer Party waren. Sie waren schon leicht angeheitert, und nachdem eine von ihnen nach einer scharfen Bremsung der Bahn fast auf meinem Schoß landete, bezogen sie mich ins Gespräch ein, ganz ungezwungen. Das war richtig niedlich, weil sie offenbar irgendwie davon ausgingen, dass wir in etwa in einem Alter sein mussten, und sie mir von ihrem Liebeskummer, ihren Plänen für den Abend und der Qualität ihres mitgebrachten Vodkas erzählten. |D… Und irgendwann stellten sie mir dann ganz erwartungsvoll die Frage: „Und, wo gehts für dich heute noch hin?“, worauf ich ganz lahm antwortete: „Nur noch nach Hause.“ – „Was? Es ist Freitagabend! Gerade mal 23 Uhr!“
Tja, der zweite Moment dieses Tages, an dem ich mir alt vorkam, aberr diesmal hatte das Ganze eher etwas, was mich zum Schmunzeln gebracht hat, weil die Reaktionen doch sehr lustig ungläubig waren. Und es ist nunmal so: Vor zehn Jahren wäre ich Freitagabend vielleicht wirklich noch irgendwo hingegangen (zumindest eine Zeit lang, aber das glaubt mir heute keiner mehr, ich weiß. |D), aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass wenige Jahre wirklich einen Unterschied ausmachen. Wahrscheinlich gehen mir mit Mitte 30 die ganzen pseudoabgeklärten Studienabgänger auf die Nerven.
Der Test ist übrigens ganz gut gelaufen, denke ich. Jetzt heißt es mal wieder abwarten und mich auf den nächsten Test kommende Woche vorbereiten – diesmal geht es in die Elbtalaue. 😀
No Comments