Nachdem ich den European Song Contest im letzten Jahr weitestgehend einfach nur aus meinem Gedächtnis streichen wollte, habe ich den ganzen Zirkus dieses Jahr dann wieder intensiver verfolgt. Und was soll ich sagen – Es war endlich nach zwei Jahren wieder einmal nett und unterhaltsam und genau das, was ich von einem ESC erwarte. Das lag zu einem großen Teil aber auch daran, dass es wirklich sehr erfrischend war, wie Schweden mit der gastgeberrolle umgegangen ist. Statt anbiedernder Landschaftsfahrten aus dem Touristikarchiv gab es eine gute Portion Selbstironie und Humor, der zwar nicht immer so ganz gezündet hat, aber den ich schlicht sympathisch fand. Und ich werde diesen Contest vermutlich immer als den ESC der tanzenden Köttbullar im Gedächtnis behalten. |D
Musikalisch kann ich diesmal auch recht wenig meckern. Es gab zwar wie immer einige Ausreißer, aber auch positive Überraschungen. Beispielsweise war ich im Vorfeld etwas von Anouk aus den Niederlanden enttäuscht, da ich das Lied zwar wirklich gut fand, aber sie beim Halbfinale einfach nur grauenhaft unterirdisch gesungen hat. Und dann – bämm, beim Finale war die Stimme plötzlich da. Da hat es mich dann auch wirklich gefreut, dass sie so eine gute Platzierung bekommen hat. 🙂
Meine Enttäuschung des Abends war ganz klar Bonnie Tyler. Oh Bonnie, warum hast du dir das angetan? *sobbing* Lass doch deinen Fans bitte die Illusion, dass du immernoch genauso toll singst wie vor 20 Jahren und in Würde gealtert bist. Das Lied war zwar ganz schön, aber dieses glattoperierte Gesicht und die Wackelstimme, da hat sich mir alles zusammengezogen. Vereinigtes Königreich, was tut ihr bloß?! Ihr habt so viele gute Künstler, warum wird da seit Jahren in die Mottenkiste gegriffen?
Nunja, lange Rede, kurzer Sinn: Auch dieses Jahr haben die Prognosen wieder gestimmt und das zausige Fräulein aus Dänemark hat gewonnen. Nicht, dass ich es ihr nicht gönnen würde, es gab zwar weitaus bessere Beiträge, aber hey – zwischenzeitlich war es mir vollkommen egal, wer gewinnt, hauptsache nicht wieder Azerbaijan. Und das stand tatsächlich zeitweise so knapp bevor, dass ich mich in Gedanken an weitere Kamerafahrten durch Baku am liebsten winselnd unterm Sofa verkrochen hätte. Von den Top 3 hätte ich den Sieg noch am ehesten der Dame aus der Ukraine gegönnt, auch wenn das wahrscheinlich angesichts der politischen Lage in der Ukraine wieder höchst awkward gewesen wäre.
Von meiner persönlichen Top 3 hat es tatsächlich nur meine absolute Favoritin, Margaret Berger aus Norwegen, auf einen guten Platz geschafft. Platz 4 ist toll, und das Lied hat ohnehin seinen Platz in meiner Playlist erobert. ♥ Leider sind Finnland und Frankreich sehr abgeschlagen, was ich absolut schade und unverdient finde. Bei Frankreich kann ich es sogar verstehen, das ist nicht jedermanns Bier. Und…. okay, ich kann auch verstehen, warum Finnland keinen Fuß auf die Erde bekommen hat, es war letztlich zu weit ab vom prognostizierten europäischen Geschmack in diesem Jahr, bei dem sich der Ethno-Trend fortsetzt. Schade ist es trotzdem. *schnief*
Und, um einen Kommentar zu der lausigen und ach-so-unverdienten Platzierung unserer Kandidatin Cascada abzugeben: Ernsthaft? Es mag ja sein, dass Natalie Horler einen soliden Auftritt hingelegt hat und auch alles in allem sehr viel sympathischer und repräsentativer war als unsere letzten beiden Kandidaten. Und es mag ja auch sein, dass offiziell festgestellt wurde, dass „Glorious“ eben kein Plagiat ist. Das ändert aber absolut nichts an der Tatsache, dass es verdammt nochmal so klingt. Man kann es Plagiat nennen oder einen Aufwasch des letztes Siegertitels, Tatsache ist: Man hat es schonmal gehört und braucht das Konzept daher nicht nochmal belohnen. Daher: Get over it, Peter Urban.
Und überhaupt, Peter Urban. Mein Gott, kann man den Mann nicht langsam in Rente schicken? Beschwert sich über die misslungenen Ansprachen der europäischen Punkteverleser, aber erzählt selbst jedes Mal wieder den selben, abgelesenen Mist, den niemand interessant oder lustig findet, anstatt einfach mal den Mund zu halten und nicht über das Programm hinwegzureden. Wenn die Zuschauer kein Englisch verstehen, kann man auch genausogut Untertitel schalten, herrgott. Gerade bei den Linda Woodruff Episoden hätte ich gerne mal gehört, was da gesprochen wird, anstatt Peter Urbans schlechte, halbherzige Übersetzung zu hören.
Und, wo ich gerade schon dabei bin: Hat jetzt bitte auch der letzte Depp eingesehen, dass man Lena einfach nicht mehr vor laufender Kamera den Mund aufmachen lassen sollte? Schon bei „The Voice Kids“ habe ich mir regelmäßig sowas wie einen Maulkorb für die Dame gewünscht, und dieser Patzer bei der Punktevergabe samt ihrer übertriebenen Reaktion darauf war einfach nur peinlich. 38 andere Vertreter, teilweise mit gebrochenem Englisch, haben das hinbekommen. Ich finde, wir Deutschen sollten uns, wie die Herrschaften aus UK, langsam mal von der Mottenkiste verabschieden.
Das Land, dem ich den Sieg dieses Mal übrigens abgesehen von meinen Favoriten am meisten gegönnt hätte, war Malta. Einfach, weil der singende Arzt so schrecklich nett und sympathisch war und das Lied gute Laune gemacht hat, ohne peinlich zu sein. Und Malta wird seit dem Urlaub 2008 immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich hätte schon gerne mal gesehen, wie die den ESC ausrichten würden. Da hätte ich auch nichts gegen Landschaftsbilder. 🙂
So geht es also 2014 nach Kopenhagen. Das ist okay, die skandinavischen Länder sind mir grundsätzlich erstmal sympathisch, vorallem, wenn das Ganze dann, wie angedroht, im Legoland stattfindet. ;D
2 Comments
ah, lena hat sich also verlesen?
ich hab bestimmt 5 mal in der werbung von „und wie sich lena dann noch blamiert hat“ gehört, aber immernoch nicht mitbekommen was es den war xD
unterstütze den antrag auf maulkorb für lena, zusammen mit einer dieser altmodischen fußfesseln mit eisenkugel. das sie nicht dauernd zu den armen kindern auf die bühne rennt während die performen sollen xD
Peter Urban geht gar nicht mehr. Ich fand sogar, dass es eine Frechheit war, dass er seine Kommentare vom Halbfinale größtenteils eins-zu-eins im Finale gebracht hat. Das hat sich angefühlt als würde man eine Wiederholung gucken.
Seine Übersetzungen störten sogar! Man konnte statt seines halbherzigen Ergusses dem Original nicht folgen.