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Gelesen: Liebe gegen jede Regel – Andrew Grey

Es ist zwar jetzt schon wieder fast einen Monat her, seit ich das letzte Buch zuende gelesen habe (aktuell knabbere ich an dem langen 3. Band von „Das Lied von Eis und Feuer“), aber meine Mission, ein paar Bücher aus dem „Gay Romance“-Bereich vorzustellen, soll trotzdem fortgeführt werden.  *zufrieden*

Titel: „Liebe gegen jede Regel“ (Originaltitel: Love means…no shame)
Autor: Andrew Grey
Verlag: Cursed Publishing
Genre: Gay Romance

Kurzbeschreibung: Als Geoff die väterliche Farm nach dessen Tod übernimmt, liegt seine Zukunft scheinbar klar vor ihm: ruhig, beständig und langweilig. Doch spätestens als er unverhofft auf Eli trifft, ist es aus mit der Ruhe, denn dieser ist Mitglied der Amish-Gemeinschaft, deren Welt nach ganz anderen Regeln spielt. Regeln, die die wachsende Zuneigung zwischen Geoff und Eli nicht dulden…(Quelle: Amazon.de) 

Meine Bewertung:

Allgemeines:
Zunächst einmal muss zu diesem Buch gesagt werden, dass es sich nicht um das Werk eines deutschen Autoren handelt, sondern um die deutsche Übersetzung des ersten Bandes der „Love means (LM)“-Reihe des Amerikaners Andrew Grey. Bei diesem Namen handelt es sich nicht, wie man in diesem Genre meinen könnte, um das männliche Pseudonym einer weiblichen Autorin, sondern das Buch wurde  tatsächlich von einem Mann geschrieben.

Der Inhalt:
Das Setting des Romans ist vielversprechend – angesiedelt auf einer Farm in den USA der Gegenwart geht es um die verbotene Romanze zwischen dem frischgebackenen Farmer Geoff und dem Amish-Anhänger Elijah. Das ist natürlich reizvoll, aber der Autor macht sich leider Vieles viel zu einfach, und das nicht nur, was die Liebesgeschichte angeht. Das Verhältnis zwischen Eli und Geoff entwickelt sich ausgesprochen rasant und erreicht allzu schnell ein Level, das im Angesicht von Elis Religionszugehörigkeit und fehlender Lebens- und Liebeserfahrung einfach nicht glaubwürdig ist. Das ist zwar wunderschön zu lesen und mitunter sehr romantisch, aber Nachvollziehbarkeit ist etwas anderes. Überhaupt macht es Andrew Grey seinen Protagonisten ausgesprochen einfach: Geoff wurde von seinem Vater und dessen männlichem Lebensgefährten großgezogen und lebt das Leben eines offen zu seiner Sexualität stehenden, respektablen Mannes. Er ist zwar auf der Farm aufgewachsen, hat aber lange Zeit in der Großstadt einen Bürojob ausgeübt – und dennoch absolut keine Probleme dabei, eine riesige Farm zu managen und auch selber anzupacken. Eli hat zwar die schwerst möglichen Voraussetzungen, ist in einer strengen Relegionsgemeinschaft aufgewachsen, in der die Geschlechterrollen klar vorgegeben sind – aber weiß dennoch ganz genau, dass er schwul ist und hat auch keine Probleme, das nach dem Kennenlernen mit Geoff von Null auf Hundert auszuleben. Glaubwürdige Charakterentwicklung stelle ich mir dann doch ein wenig anders vor.

Die Übersetzung:
Gleich vorweg: Die Qualität ist natürlich, wie man es von Cursed gewohnt ist, ausgesprochen gut. Keine (oder zumindest kaum) Textfehler, angenehme Absätze, alles top. Auch die Übersetzung finde ich gelungen, aber man merkt stellenweise schon stark, dass die Geschichte aus dem Englischen übersetzt worden ist. Phrasen wie „Love you.“ einfach wörtlich umzusetzen in „Liebe dich.“ liest sich etwas holperig, weil dies im Deutschen höchst unüblich ist – zumindest habe ich es noch niemals irgendwo gelesen oder gehört. Warum nicht einfach dazu stehen, dass die deutsche Sprache manchmal nicht ganz so salopp rüberkommt wie das Englische? Ist doch nichts falsch an einem „Ich liebe dich.“. Aber nein, wirklich, ansonsten kann man absolut nichts daran aussetzen.   °w°

Die Aufmachung:
ich wiederhole mich einfach mal: Hohe Qualität, wie man es von Cursed gewöhnt ist. Der Druck ist ausgesprochen schön und liegt von der Haptik sogar noch einen Tick besser in der Hand als beispielsweise der glatte Einband von „Harlekin“. Und das Cover ist traumhaft, wie alle Cursed-Cover. Ich bin wirklich sehr froh, dass man in diesem Verlag von diesen seltsamen „Do-it-yourself-MS-Paint“-Covern absieht, die man im „Gay Romance“-Genre leider ziemlich häufig findet, und da tatsächlich jemand am Werke war, der Ahnung hat. Das Originalcover ist zwar auch nicht das hässlichste, was ich je gesehen habe, aber fällt doch ein wenig unter „Cowboy-Trash“, wohingegen der Einband der deutschen Ausgabe wirklich gewinnt und zum Lesen einlädt. Großes Lob an die Illustratorin!

Fazit:
„Liebe gegen jede Regel“ kann man in etwa mit einem dieser Ärzte- oder Lord/Lady-Romane vergleichen (der Umfang ist auch etwa ähnlich dünn) und man sollte als Leser entsprechend auch keine höheren Anforderungen daran stellen. Vieles an der Handlung und den Charakteren ist wenig glaubwürdig und die Auflösung am Ende enttäuschend unreflektiert. Wer allerdings nach etwas sucht, was er nach einem harten Arbeitstag oder im Zug in die Hand nehmen und ein bisschen abschalten kann, kann eigentlich nichts falsch machen. Zudem muss man bedenken, dass „Liebe gegen jede Regel“ der erste Band einer längeren Reihe ist, deren Bände jeweils die Geschichte eines anderen Protagonisten behandeln und zwar unabhängig von einander gelesen werden können, sich jedoch gegenseitig ergänzen. Insofern hoffe ich persönlich darauf, dass die anderen Bände auch noch erscheinen werden und diesem Ausgangssetting ein bisschen mehr Inhalt und Leben eingehaucht wird.

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