Privates & Alltag

Willkommen auf der Jeho-Con

Heute Morgen wurden wir von einer netten, jungen Dame im langen Rock aus dem Bett geklingelt, die im Haus Flyer verteilte mit den Worten „Eine Einladung zur Gotteskonferenz!“. Ich, noch halb am Schlafen, mit zerzausten Haaren und in Jogginghose, hab mich natürlich artig bedankt und die Tür wieder zugemacht.
Soso. Eine Einladung zur Gotteskonferenz. Von wem die wohl kommt?  Natürlich, von den Zeugen Jehovas. Hätte man sich auch denken können, obwohl es das erste Mal war, dass eine von ihnen tatsächlich mal an unserer Tür geklingelt hat. Normalerweise laufen bei uns im Viertel immer nur zwei nette junge Männer mit Rucksäcken und diesen speziellen Krawatten herum, die sich immer genau dann mit einem unterhalten wollen, wenn man es gerade eilig hat. Obwohl ich mich eigentlich gerne mal mit einem Zeugen unterhalten würde, vorallem, nachdem ich diesen Flyer bekommen habe. das wär eigentlich mal die Krönung, nachdem ich mich nun schon einmal durch 6 Semester Theologie geschleppt habe.

Abgesehen davon, dass ich die Doktrin und Praxis der Zeugen Jehovas aus theologischer und menschlicher Sicht für höchst fragwürdig halte…was ist das denn bitte für ein unglaublich hübscher Flyer? Mal ehrlich: Habt ihr je so einen professionell gemachten, qualitativ hochwertigen Flyer bekommen? Von einer Sekte? (Mark sagt: Der Papst sagt, wir sollen nicht Sekte, sondern Religionsgemeinschaft sagen. Abgesehen von der poltical correctness…ich könnte einen ganzen Blogeintrag darüber füllen, warum ich denke, dass die Zeugen eine Sekte sind.) Ich meine das ganz ohne Ironie. Ich finde den Flyer großartig. Wir haben alleine beim Frühstück eine halbe Stunde dagesessen, ihn angestarrt und uns drüber unterhalten. (Dass dabei teilweise natürlich interpretativer Bullshit rumgekommen ist, verschweigen wir mal lieber. |D) Mission erfüllt, würde ich mal sagen. Dabei drängten sich mir diverse Fragen auf:

Wie finanzieren die Zeugen sowas?
Es gibt bei ihnen keine Kirchensteuer, sie schicken ihre Adepten lohnlos von Haustür zu Haustür, verteilen ihren „Wachturm“ kostenlos und für den Kongress (für den sie, nebenbei gesprochen, mal eben in Deutschlands großen Städten ganze Sportstadien gemietet haben) nehmen sie auch keinen Eintritt. Ich habe mal gehört, dass Mitglieder der Religionsgemeinschaft jeden 10. Teil ihres Gehalts an die Zeugen abführen. Manche Quellen sagen sogar ein Drittel, was ich aber schwer glauben mag. Genau informiert bin ich da aber auch nicht, weil die Herrschaften sich da sehr bedeckt halten. Spenden? Sponsoren?

Wie wird wohl im Zuge eines biblischen Hörspiels, eines neuzeitlichen Dramas und eines historischen Kostümdramas die Frage nach dem Paradies auf Erden beantwortet?
(Erster Antwortimpuls meinerseits: Scheißegal, ich will das Kostümdrama sehen. o__o!) Wer sich ein bisschen über die Paradieslehre der Zeugen informiert hat, der schon eine gewisse Idee, was da kommt. Also inhaltlich. Aber es würde mich wirklich interessieren, wie sie das aufziehen wollen, ohne das Ganze ins Lächerliche zu ziehen oder ihre explizit eingeladenen nicht-gläubigen Gäste zu verärgern/anzugruseln. Wie auf einer richtigen Convention eben.

Was ist Medo-Persien? Trägt die Frau mit der grünen Jacke einen Rock oder nicht? Gibt es überall auf der Welt das gleiche Flyermotiv? Wer hat den Kometen vom Berg geworfen? Fragen über Fragen.

…wahrscheinlich interessiert dieser Eintrag eh niemanden außer mich, aber ich wollte das mal loswerden und teilen.

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2 Comments

  • GongShi 16. Juli 2011 at 22:32

    Doch doch, wir wurden vorher auch schon von den Zeugen, die übrigens wohl immer paarweise auftreten, aufgesucht. Just 10 Minuten vor einer Klausur stand ein sehr junger Mann und eine Frau mittleren Alters, Typ Lehrerin, vor unserer Tür und wollten mit mir „über Gott reden“. Dass ich sie wg. einer Klausur abgewimmelt habe („dann brauchen Sie ja Gottes Hilfe erst recht!“ – wie ermutigend *sauer* ) haben sie mir wahrscheinlich routiniert nicht geglaubt.

    In der entfernten Nachbarschaft meiner Eltern wohnen Amish. Eine sehr beeindruckende Gruppierung, nicht zuletzt seit sie dem Attentäter damals einfach verziehen haben, obgleich er viele von ihnen erschossen hatte. Jedenfalls fallen die besagten nicht auf, auch nicht durch Kutschen oder andere Artefakte, und wohnen ansonsten in einem ganz normalen Haus gehobener Klasse, wie halt jeder im Stadtteil.

    Nun, wir werden ja sehen, wie es bei der Jeho-Con demnächst abgeht. 😉 Aber zuerst muss bitte mein durchsichtiges Hemd ankommen und Nois Corsagenkleid. ^-^

  • Ronald von M. 17. Juli 2011 at 0:26

    Also wenigstens eins kann ich beantworten, die Frau in grün trägt ne hose, braun wenn ich das richtig erkenne xD xD

    und was die finanzierung der jehovas angeht, soweit ich das mitbekommen habe gibt es eine art freiwilligen, aber obligatorischen Obolus, an dem man quasi nicht vorbei kommt, und dann natürlich noch „freiwillige“ spenden ‚D ist ja für nen guten zweck, man will ja die menschheit retten :3

    ich hoffe ihr nehmt kameras mit, wenn ich da echt hingeht xD

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