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Was mich meine Studienzeit gelehrt hat

Heute hatte ich das letzte, reguläre (das heißt: wöchentlich stattfindende) Seminar in meiner Bachelorstudienzeit – wenn nicht sogar meiner gesamten Unilaufbahn. Ich muss zwar noch einmal zu zwei Blockterminen, aber im Prinzip war es das. Und diese letzte Veranstaltung war in vielerlei Hinsicht bezeichnend, und zwar für das, was mich die Studienzeit gelehrt hat. (Und nein, jetzt kommen keine Lobhymnen auf die wunderbare Unizeit, denn das wäre größtenteils gelogen.  *drop*)

„Sprache in Science-Fiction“ stand an, ein Seminar, was ich eigentlich sehr gemocht habe. Aber es hat mir mehr als einmal und stärker als jedes andere Seminar gezeigt, dass ich in der Gesellschaft mancher Leute einfach falsch aufgehoben bin. Heute gab es zum Abschluss ein Referat zu einem wirklich interessanten Thema: „Sci-Fi in Videospielen“. Die beiden Referenten haben sich wirklich viel Mühe gegeben, man hat gemerkt, dass sie leidenschaftliche Spieler sind und Ahnung haben und ich habe mich, trotz der riesigen Fülle an Details im Vortrag, wirklich unterhalten gefühlt.
Zeitweise hatte ich aber das Gefühl, dass ich so ziemlich die einzige war (abgesehen von unserem Professor. |D). Klar, das war schon ein etwas spezielleres Thema, und es gibt ja immer irgendwelche Experten, die in ihrer Freizeit nur Goethe lesen und ehrenamtlich bei der Caritas arbeiten und dann meinen, einen wegen gewisser Hobbies schief anschauen zu müssen.
Aber.
Warum kann man nicht einfach mal ruhig sitzen bleiben, die Klappe halten, und bei Desinteresse zumindest kommentarlos das Ende der 90 Minuten abwarten? Mir schräg gegenüber saß ein Typ, der während des gesamten Referats gekippelt und herumgerutscht ist, laut geseufzt und den Kopf geschüttelt, hämisch vor sich hingelacht hat. Und da war er nicht der einzige. Und das schönste war: Am Ende des Referats ist er aufgestanden und hat zu sich selbst gemurmelt:
„Freaks. Warum studiert sowas überhaupt?“

Und warum ist es nicht erlaubt, Leuten wegen solcher Bemerkungen eine runterzuhauen? Meine Damen und Herren, ich präsentieren Ihnen – unsere Bildungselite!  Ernsthaft, ich war wütend. Extrem wütend. Aber dann dachte ich mir: Hey. Eigentlich warst du doch schon in mehr als einer Situation wie dieser. Ob nun als Beobachter oder Betroffener.

Was mich also meine Studienzeit gelehrt hat: Ich befinde mich mit meinen Hobbies, Vorlieben und Leidenschaften in einer Minderheit. Das ist scheinbar okay, solange ich niemandem diese Dinge unter die Nase reibe. Richtig? Falsch.
Die Zeiten, in denen ich es verheimlicht habe, dass ich gerne Animes gucke und Mangas lese, sind schon lange vorbei. Ich zeichne nicht mehr nur zuhause im stillen Kämmerlein, sondern in der Öffentlichkeit. Und ich habe absolut kein Problem damit, als Mädchen zuzugeben, dass ich gerne Spiele am PC zocke. Das ist nicht immer einfach und ich vermeide es trotzdem manchmal, weil ich eben weiß und erlebt habe, wie bescheuert manche Leute darauf reagieren. Aber es macht mich oder irgendwen anders verdammt nochmal nicht zu einem dümmeren Menschen oder minderwertigeren Studenten als der Rest.

Ich bin ein wenig geekig und es gefällt mir. Wenn ich schon nicht stolz darauf sein darf.

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3 Comments

  • Missi 5. Juli 2011 at 21:30

    Du darfst da stolz drauf sein *anherz* Ich werd auch gelegentlich wegen meiner HP-Manie schief angeguckt. Na und? Mir doch egal 😀 Besser, als wenn man sich über Burberrymäntel und Pradahandtäschchen definiert 😉

  • Alex 5. Juli 2011 at 23:40

    Das Referat hätt ich zu gern gehört.

    Zum Glück blieben mir solche Idioten in der Studienzeit erspart. Zumindest hatte ich viele Kommilitonen, die nur Kafka und Goethe lasen… aber auch gleichzeitig jedes Simpsons Zitat kannten und keinen wegen ungewöhnlicher Hobbie schief angeschaut haben. Kann aber sein, dass ich wirklich nur Glück hatte.
    Pech dagegen hatte ich mit dem Losverfahren für Seminare. Solche außergewöhnlichen waren ziemlich schnell voll. Nur einmal bin ich in das „Briefeseminar“ gekommen und während die anderen Arbeitsgruppen sich mit dem Werther oder Briefanleitungen auseinander setzten, referierten eine Freundin und ich über Brief- und Freundschaftsbücher unter Kindern und Brieffreundschaften per E-mail. Dazu kramten wir unsere eigenen alten Briefbücher raus und da hat niemand komisch reagiert. Ganz im Gegenteil. Hach ja, das war noch vor dem Bachelor…

  • Ronald von M. 6. Juli 2011 at 10:07

    …ja, das kenn ich doch irgendwoher… seit meiner Abiturzeit hab ich nur solche pfeifen als „Klassenkamerad“ oder Kommilitone gehabt.
    also solche rückgratlosen die sich des images wegen einfach nur dem mehrheitshobby anschließen
    im abi waren das egoshooter, jetzt wechseln die gruppen ja zu schnell, aber öffentlich hab ich noch keinen über etwas tricktechnisches reden hören, das über die simpsons hinausgeht ‚D

    vereinzelt hört man mal von videospielen, aber da in der regel auch immer gleich (je nachdem wie viele ohren zuhören und welche ‚D) aba ich spiel da nur ganz selten, eigentlich könnt ich sie auch wieder verkaufen, etcetc.

    es ist recht witzlos geworden, was das angeht…

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