Anger Management

Die Höflichkeit einer Absage

Heute mal ein ganz generelles Thema, was mich schon seit langem ziemlich aufregt, aber was in letzter Zeit irgendwie Gang und Gebe zu sein scheint. Ich rede von der Unart, sich nicht anständig anderen Menschen gegenüber artikulieren zu können, was Zusagen, bzw. Absagen betrifft.

Wenn ich mich mit einem Bekannten verabreden möchte, dann schlage ich mit möglichst vernünftigem Vorlauf einen Ort (und im idealsten Fall eine Zeit) vor. Bevor ich das tue, checke ich meinen Kalender: Kann ich auch wirklich an dem Tag? Und wenn noch keine Termine vorhanden sind: Hat mir mein Arzt/meine Mutti/der Klempner/das rosa Einhorn vielleicht doch angedeutet, an dem Tag eventuell vorbeizuschneien? Falls ja, wäge ich die Chancen ab und schlage meinem Bekannten entweder einen anderen Termin vor, oder warne schonmal, dass eventuell doch ein Notfall unser Treffen spontan verhindern könnte.

Was ich aber in letzter Zeit gehäuft erlebt habe, waren Aussagen wie „Lass mal irgendwann diese Woche treffen, ich sag dir Bescheid wann ich kann. :D“. Was ich früher auf so eine Aussage hin gemacht habe, war, treubrav abzuwarten und mir schonmal alle möglichen Tage extra freizuhalten. Heutzutage zwinge ich mich dazu, unabhängig von solchen Aussagen meine eigenen Pläne zu machen. Und wenn dann Person A nach langer Wartezeit mit einem Tag rausrückt, an dem ich mir in der Zwischenzeit schon was vorgenommen habe, dann ist das Person A´s Pech. Ich bin verdammt nochmal  nicht dafür da, um mich nach Leuten zu richten, die es nicht hinbekommen, vernünftig zu planen. Trotzdem ist das Geschrei dann immer groß.

Was ich noch GROB unhöflich finde, ist die Unfähigkeit, eine Absage zu erteilen. Da hat mich nun Person A angeschrieben, dass sie mich gerne treffen würde – wann, ist noch zu klären, aber super, das freut mich doch erstmal. Und dann passiert….nichts. Denn offenbar sind viele Leute heutzutage der Ansicht, dass keine Absage eben doch eine Absage ist – vollkommen selbstverständlich. Dabei kostet es doch wirklich keine zwei Minuten, jemandem eine Mail/SMS/Telefonnachricht zukommen zu lassen, um sich zu entschuldigen, weil eben doch trotz guter Absicht keine Zeit da ist.

Das Schlimme ist, dass nicht nur Privatpersonen so mit ihren Kontakten umspringen – im Zuge meiner Praktikumsbewerbungen habe ich festgestellt, dass auch öffentliche Einrichtungen, Firmen und Ämter sich oft einfach nicht die Mühe machen, einem zumindest einen Einzeiler mit „Sorry, kein Bedarf“ zukommen zu lassen. Was soll ich denn bitte davon halten? Da sitzt eine Sekretärin, die dafür bezahlt wird, Korrespondenz mit einem zu halten und sie tut….nichts dergleichen. Na herzlichen Dank, da hätte ich mir mein Papier/meine Zeit auch gleich sparen können.

Solche Vorfälle mal beiseite geschoben – sind denn heute Kontakte einem so wenig wert, dass man so mit ihnen umspringt? Ich rede nicht von plötzlichen Notfällen, die immer mal wieder auftauchen können und eine Verabredung spontan platzen lassen – sowas ist verständlich. Aber jemanden hinzuhalten und dann am Ende vielleicht kurzfristig oder gar nicht abzusagen…finde ich einfach nur ein Zeichen von mangelnder Wertschätzung.

Und ja, Zuspätkommer finde ich auch zum Kotzen. Wollte es nur gesagt haben.

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2 Comments

  • GongShi 12. Februar 2011 at 11:22

    Wenn also ich Mühe habe, jemandem hinterher zu rennen, weil er sich nicht artikulieren kann oder Mr Busy den Terminplaner noch nicht entdeckt hat, dann mache ich es schlicht einfach nicht. >_< Passiert das ein Mal - halb so wild. Hat es aber System, dann ist es so oder so wirklich ein Zeichen mangelnder Wertschätzung. In jedem Fall gehört eine offene und persönliche Erklärung immer dazu. Sonst zeigt sowas ganz eindeutig, dass die eigene Zeit angenehmer mit anderer Gesellschaft verbracht werden kann. Ganz ärgerlich, wenn man der wg. des Termins absagen musste, und er schließlich ausgefallen ist. Zum Glück haben aber nur wenige solche groben Defizite. ---- Höflichkeit ist tatsächlich etwas, was bei Jung *und* Alt immer seltener verbreitet zu sein scheint. Wenn das die Eltern versäumt haben weiterzugeben, dann gibt es doch einige gute Ratgeber dazu. 😉 Ein Termin ist grundsätzlich immer Ort und Zeit, optionalerweise mit einer Agenda bei geschäftlichen Verabredungen.
    Beispielsweise muss man sich selbstverständlich an ein „Donnerstag, 16 Uhr bei mir?“ – „geht klar!“ halten. Für ein „irgendwann Donnerstag?“ sind wir nun wirklich aus dem Alter raus.

  • unbekannter Stalker mit Sonnenbrille~ 12. Februar 2011 at 15:44

    Tja, glaub die Sache ist eher so, das man heute in der Regel genug Kontakte hat, das es einem egal sein kann, wenn mal einer wegen sowas mault.

    Schlimmer noch, in der Regel hat man immer direkt noch wen zur Hand, der einem sagt, der „Sitzengelassene“ soll sich mal nich so anstellen. So erledigt sich dann durch Mehrheitsantrag auch die Sache mit dem schlechten Gewissen.

    Ich mag sowas auch nicht, aber aus diversen Gründen komm ich eh höchstens wenns um Referate geht in die Situation, mich mit solchem Verhalten rumzuschlagen.

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