Da hat man nun quasi sein Abi in der Tasche und dann sowas. Man darf gleich nochmal die Schulbank drücken. Doch in diesem Fall hat der Übereifer meiner Eltern zumindest in meinen Träumen Ausmaße angenommen, die mich staunen lassen.
Ein Internat soll es sein, und zwar nicht irgendeins. Müsste ich im Nachhinein Raten, würde ich sagen, besagtes Gebäude befand sich bei uns in der Eilenriede, einem großen Waldgebiet in der Nähe.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Fort, so eines wie man es aus den Lucky Luke Comics kennt. Ich und meine Eltern stehen davor, als plötzlich die Tore aufgehen und eine Batallion von Mädchen und Jungs in Uniformen herausgetrottet kommt. Sie sehen aus wie Pfadfinder, die Uniformen sind blau und die „Schüler“ tragen Halstücher, die Mädchen Röcke.
Der Aufmarsch wird begleitet von Trompetenfanfaren und einer Lautsprecherdurchsage.
Ich höre meinen Vater neben mir nur sagen: „Ich glaube, da haben wir die falsche Schule ausgesucht…“ Oooh, rly?
Die Lautsprecherdurchsage lässt verlauten, dass man die Gäste willkommen heißt und dass es sich bei der Schule um eine alte, traditionsreiche Schule handelt, die stolz ist, dass ihre Schüler nicht nur die beste Erziehung genießen, sondern auch noch überall auf der Welt in Kriegen eingesetzt werden. Der Aufmarsch, den wir gerade beobachten, geht – wohin wohl – in den Irak.
Nichtsdestotrotz macht man eine Führung mit uns. Es wird erklärt, dass die Schule in verschiedene Bereiche unterteilt ist. Je nach Durchschnitteinkommen der Eltern wird man einem anderen Bereich zugeordnet und bekommt eine entsprechende Lebensqualität geboten. Die Bereiche werden nach Ländern aus aller Welt benannt.
Wir besichtigen den Trakt „Kasachstan“, wo die Schüler auf Lehmboden schlafen und sich nur von Kakao ernähren, mit Wasser angerührt.
Ich frage mich, in was für einen Bereich ich wohl gehören werde.
Zum Glück hat an diesem Punkt meine äußerst reale Mutter beschlossen, mich um zwei Uhr nachmittags aus dem Schlaf zu reißen.
Und was sagt mir dieser Traum nun?
1. Ich träume neuerdings politisch.
2. Ich träume nicht nur politisch, sondern sogar sozialkritisch.
3. Das ist irgendwie beängstigend.
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